Stewardessen haben den schönsten Job der Welt. Sie fliegen kostenlos um die Welt und bekommen vor Ort alles bezahlt. Was sie hierfür machen müssen? Einfach nur den Fluggästen das Essen servieren. Klingt nach einem wahren Traumjob, oder?

Jaja, die Vorstellungen von manchen Job sind zu schön um wahr zu sein, doch hinter der Fassade sieht es meist ganz anders aus. Und sicherlich auch bei den Stewardess. Damit wir das jedoch klären können, habe ich mir etwas besonderes einfallen lassen und 10 der wichtigsten Fragen an eine Stewardess gestellt. Es waren hauptsächlich Fragen, die mich persönlich interessiert haben. Sicherlich wirst aber auch du den einen oder anderen Punkt gar nicht beachtet haben… 😉

10 Fragen an eine Stewardess

Kurz ein paar Worte über Dich und Deinen Blog:

Mein Name ist Delia und ich bin Stewardess bei einer großen deutschen Airline. Da mir auf Social Media und auch im echten Leben so oft Fragen zu meinem Job und zu Reisetipps gestellt werden, habe ich mich entschieden einen Reise & Stewardess Blog zu erstellen. Dort verrate ich Insidertipps rund um das Thema Reisen/Fliegen und wie man Stewardess werden kann. 

1. Wie schwierig ist die Stewardess Ausbildung und welche Voraussetzungen sollte man erfüllen? Ich persönlich bin ja viel tätowiert unter anderem an den Unterarmen, hätte ich da jemals eine Chance?

Die Ausbildung zur Stewardess ist zwar im Vergleich zu anerkannten Ausbildungen sehr kurz (ca. 8 Wochen), aber in dieser Zeit muss man sich extrem viel Theorie- und Praxiswissen aneignen. Da wir hauptsächlich für die Sicherheit an Bord zuständig sind, geht es hauptsächlich um Evakuierungen und wie man mit sicherheitsrelevantem Equipment umgeht (z.B. Feuerlöscher). Wir werden super in erster Hilfe und lebenserhaltenden Maßnahmen ausgebildet und lernen sogar Geburtshilfe zu geben. Neben den Servicetätigkeiten wird auch unsere interkulturelle Kompetenz ausgebildet. Alles in allem müssen wir drei 10cm dicke Bücher drauf haben. Alle Punkte zu nennen würde hier den Rahmen sprengen 😉

Die Voraussetzungen variieren ein wenig abhängig von der Airline, aber folgende Punkte sind eigentlich überall vertreten:

  • körperliche Fitness (man sollte gesund sein und das Körpergewicht sollte der Größe angemessen sein)
  • keine extreme Sehschwäche
  • eine Mindestgröße (variiert je nach Airline, oft ab 1,60m)
  • Volljährigkeit
  • man muss für den Fall einer Wasserlandung schwimmen können
  • fließendes Englisch
  • man braucht einen uneingeschränkten Reisepass
  • Teamfähigkeit und Serviceorientierung
  • keine sichtbaren Tattoos oder Piercings

Die Tattoos und Piercings müssen durch die Uniformteile bedeckt sein und dürfen nicht „durchblitzen“. Es kann jedoch sein, dass manche Airlines sehr streng sind, und gar keine Tattoos akzeptieren. Aber bewerben würde ich mich trotzdem!

2. Alle Passagiere steigen ins Flugzeug und fliegen zu den schönsten Destinationen dieser Erde. Wird man da als Stewardess nicht auch einmal ein bisschen neidisch? Für mich persönlich wäre der Gedanke glaub unerträglich…

Neidisch bin ich nicht wirklich, da wir bei Langstreckenflügen auch eine Ruhezeit vor Ort haben. In weit entfernten Destinationen wie Singapur sind es sogar 2 ein halb Tage, da kann man schon einiges sehen und erleben. 

Auf der Kurzstrecke haben wir meist nur 12 Stunden Aufenthalt in europäischen Städten, aber auch da habe ich schon die ein oder andere Sight Seeing Tour untergebracht. Man kommt ja auch öfter hin, um jedes mal etwas anderes anschauen zu können. Ich nehme gerne die Touri-Busse. Man bekommt viel zu sehen und erklärt und kann dabei sitzen 😉 

3. Was bedeutet der Job „Stewardess“ überhaupt? Als Fluggast bekommt man ja nur mit, wie das Essen serviert wird. Da gibt es aber sicherlich einiges mehr, was an Arbeit anfällt, oder?

Wie oben schon erwähnt ist unser Job eigentlich die Sicherheit an Bord zu gewährleisten. Die Servicetätigkeiten machen wir also nur „nebenbei“, wenn alle sicherheitsrelevanten Aufgaben erledigt sind. Viel davon spielt sich im Flieger ab, bevor die Gäste einsteigen. Wir treffen uns mit der Crew vor jedem Abflug zu einem sogenannten Briefing und besprechen ganz viele Sicherheits-Angelegenheiten. Dann gehen wir auf den Flieger und checken alle sicherheitsrelevanten Gegenstände. Auch während des Fluges haben wir immer offene Augen und Ohren, ob alles normal läuft.

4. Wie sieht es mit Freizeit als Stewardess aus? Fast täglich an neuen Orten, wenn auch nur kurz ist sicherlich cool und spannend. Doch wie gehen Freunde und Familie mit dem Thema um? Bleibt noch ausreichend Zeit für alles?

Da ich ganz viel Langstreckenflüge mache, habe ich danach auch immer einige Tage am Stück frei. Meine Arbeitspläne sehen meist so aus, dass ich ca. die Hälfte der Tage eines Monats arbeite und den Rest frei habe. Somit bleibt viel Zeit für Freunde und Familie. Man kann aber auch Teilzeit fliegen und hat dann dementsprechend noch mehr frei. Das ist gerade für Mütter super. 

Was manchmal doof sein kann, ist dass man an Feiertagen oder Wochenenden fliegen muss. Dadurch verpasst man manchmal die ein oder andere Geburtstagsparty oder auch das Osterfrühstück. Aber dafür hat man eben auch mal von Montag bis Freitag frei.

5. Wie lange bleibt man als Stewardess an einem Ort, vor allem bei Langstreckenflügen und bekommt man als Stewardess im Layover ein Hotel bzw. die anfallenden Kosten gestellt?

Das kommt ganz auf die Länge des Fluges an, wie lange man dort Aufenthalt hat. In Europa sind es nur 12 Stunden, an der Ostküste der USA 24 Stunden, in L.A. und San Francisco 2 Tage. Das Hotel wird natürlich gestellt und für die Verpflegung bekommen wir Spesen. Wir haben den Vorteil, dass wir die jeweilige Landeswährung kostenlos ausgezahlt bekommen. 

6. Ein Thema was mich brennend interessiert: No-Go´s von Fluggästen. Was können Stewardessen überhaupt nicht leiden und sollten daher von Fluggästen auf jeden Fall vermieden werden? 

Da wir immer versuchen sehr freundlich zu sein, wünsche ich mir das auch von den Gästen. Wer freundlich fragt, bekommt alles von mir, was in meiner Macht steht. 

Ein absolutes No-Go sind betrunkene Gäste. Wir schauen uns schon beim Boarding die Gäste an, um in der Luft keine Probleme zu bekommen. Gäste, die zu viel Alkohol konsumiert haben, unter Drogen stehen, oder sehr krank wirken, werden nicht mit mitgenommen. 

Es ist auch ein No-Go, wenn sich Gäste nicht an unsere Anweisungen halten. Denn wenn wir Anweisungen geben sollten, haben diese mit der Sicherheit für alle Gäste zu tun. Wird zum Beispiel irgendwo heimlich geraucht, ist das ein mega No-Go und kann sogar rechtliche Folgen haben.

Toll wäre auch, wenn sich die Gäste mit den Getränkebestellungen vor Abflug noch etwas gedulden würden. Beim Boarding verteilen wir Wasser und Säfte, Alkohol und Cocktails servieren wir sehr gerne während des Reiseflugs. 

Das hat einfach damit zu tun, dass wir während des Boardings ganz viele Aufgaben erledigen müssen. Beispielsweise das Zusammensetzen von Familien und sicherheitsrelevante Aufgaben. 

7. Sicherlich gibt es auch einmal Gäste, die Dich zur Weißglut bringen. Stewardessen lächeln aber dennoch immer und sind höflich. Wie sehr regt Dich das auf bzw. wie schwer ist es trotzdem immer freundlich zu bleiben?

Wenn mich ein Gast zur Weißglut bringt, lächle ich zwar nicht mehr aber bleibe sachlich. In solchen extremen Fällen ziehe ich dann den Kabinenchef zu Rate. Es muss aber schon einiges passieren, um dass mich ein Gast zur Weißglut bringt. 😉

Aber es stimmt schon, manchmal muss man schon etwas „schauspielern“. Jedoch weiß ich, dass viele Gäste gestresst sind und vielleicht sogar Flugangst haben. Man weiß ja nie, was in den Köpfen abgeht. Ich versuche nichts persönlich zu nehmen, was im Dienstleistungsbereich mit Menschen Voraussetzung ist, um nicht an seine Grenzen zu kommen.

8. Warum ist es in Flugzeugen immer so kalt und die Klimaanlage ist stets voll aufgedreht (meine Erfahrungen)? 

Auf manchen Flugzeugen können wir manuell die Temperatur einstellen und auf manchen nicht. Etwas kühler ist meist besser, da die Luft an Bord eh sehr trocken ist und die Gäste sonst durch Schwitzen noch mehr Wasser verlieren. Lieber immer einen warmen Pulli (mit Kapuze) dabei haben, dann lässt es sich gut fliegen. 

9. Was ist das schlimmste an Deinem Job? Sicherlich gibt es auch einige Schattenseiten, wie so bei jedem anderen Beruf auch.

Der Punkt, mit dem ich am meisten zu kämpfen habe, ist die Müdigkeit. Ständig andere Zeitzonen, Nachtflüge, oder ganz frühe Abflüge können einen schon sehr müde machen. Aber dafür habe ich ja als Ausgleich meine freien Ruhetage zum Ausschlafen. 

10. Was ist das schönste an Deinem Job, wo Du sagen kannst: Aus diesem Grund liebe ich den Beruf Stewardess!

Als Stewardess lernt man unheimlich viel über die Welt, fremde Kulturen und auch über sich selbst. Man erweitert seinen Horizont extrem! 

Was mich aber auch sehr fasziniert, sind die tollen Kollegen! Auf jedem Flug ist eine neu zusammengestellte Crew, aber trotzdem läuft jedes Mal die Teamarbeit rund. Wir sind in der Zeit des Umlaufs (Hinflug, Layover und Rückflug) wie langjährige Freunde zueinander. Wir erzählen uns private Dinge und unternehmen im Layover vieles zusammen. In dieser Zeit ist die Crew Familien- und Freundesersatz. Beim Bewerbungsprozess werden Flugbegleiter von Psychologen nach Offenheit und Teamfähigkeit geprüft. Wir sind super hilfsbereit zu einander und es gibt eigentlich nie Zickereien. Das kenne ich aus keinem anderen Beruf. Ich habe beim Fliegen schon tolle Menschen kennengelernt und feste Freundschaften geschlossen.

Ich bedanke mich herzlich bei Dir für das tolle Interview! Ich hätte noch hunderte von Fragen mehr, die dann aber doch das Thema sprengen würden. Auf jeden Fall habe ich einiges dazu gelernt und obwohl ich ja immer ein „braver Fluggast“ bin, werde ich (und hoffentlich auch meine Leser) es etwas besser zu schätzen wissen. Vielen Dank Delia und allseits einen guten Flug.

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